Wir schreiben das Jahr 1976. Zwei Jahre nach dem Titelgewinn der Fußball-Weltmeisterschaft läuft in Deutschland immer noch der unverwüstliche VW Käfer, Rudi Carrell unterhält am Samstagabend die ganze Nation am laufenden Band und Creme21 in der orangefarbenen Dose hält zumindest die Haut jung.
Musikalisch war Deutschland ´76 ein fruchtbarer Boden für Sülzschlager wie „Tränen lügen nicht“ und die nette George Baker Selektion flötete 13 Wochen lang auf Platz 1 die arme „La Paloma Blanca“ in den Wahnsinn. In England begann sich die Punkszene zu entwickeln, deren Vertreter auf das Rock & Bürgerestablishment später buchstäblich spuckten. In Deutschland war alles noch in schöner Ordnung. Die Haare und Koteletten wurden zwar etwas länger, die Miniröcke aber auch.
War sonst noch was in 1976? Ja! In Osnabrück beschloss Todor Todorovic, die Blues Company zu gründen. Allerdings konnte Todorovic da noch nicht ahnen, dass diese Blues Band in den nächsten 50 Jahren Punk, die Neue Deutsche Welle und viele andere musikalischen Trends und Stürme überstehen wird. Ganz zu schweigen konnte der Mann, den alle Welt heute „Tosho“ nennt auch nur erahnen, dass die Blues Company mal die erfolgreichste Blues Band Deutschlands wird und den Blues von Osnabrück in die weite Welt bringen wird.
Kein Wunder dass heute, 50 Jahre nach dem ersten Auftritt, 4500 erfolgreich absolvierten Konzerten und 36 preisgekrönten Album-Veröffentlichungen der Blues in Deutschland von keiner anderer Band so erfolgreich repräsentiert wird wie von Tosho Todorovic und seiner Blues Company. Diese Band ist zum Synonym geworden für zeitgenössischen Blues, denn Tosho hat sich nie als Lordsiegelbewahrer dieser Musik verstanden, sondern hat von Anfang an auf seine eigenen Kompositionen gesetzt. Der Erfolg der Blues Company-Alben ist nicht nur auf Deutschland beschränkt, wo sie zu den bestverkauften Tonträgern des Genres gehören. Die Musik der Blues Company verkauft sich international – was nicht nur am gekonnt zelebriertem Blues liegt, sondern auch am exzellenten Klang der Aufnahmen, der nicht nur in audiophilen Kreisen hochgeschätzt wird.
Ein weiterer, sehr wichtiger Baustein in der Wall of Fame der Blues Company ist die personelle Kontinuität: Gitarrist und Sänger Mike Titré ist bereits seit 1980 Toshos kongenialer Partner. Florian Schaube (Drums) und Arnold Ogrodnik (Bass) sind seit über 15 Jahren die Groove-Garanten der Band. Dieses stabile Blues Company-Fundament wird seit geraumer Zeit durch die "Fabulous BC Horns", Uwe Nolopp (Trumpet) und Volker Winck (Sax), sowie die Background-Sängerinnen Seda Devran und Elif Batman aka die "Soul Sistaz" komplettiert. Muddy Waters, der Vater des elektrischen Blues, sang einstmals: "All you people, you know the blues got soul!" Wer Tosho & die Blues Company einmal live gesehen hat, der wird Waters Aussage verstehen. Toshos Gesang, sein virtuoses Gitarrenspiel, seine unnachahmliche Phrasierung – das ist voller Seele und hat eine emotionale Tiefe, die den authentischen Blues so einzigartig macht. Denn auch Tosho predigt das alte Blues-Credo: "Es sind nicht die Noten, die du spielst, sondern die, die du nicht spielst!“
Was treibt Tosho Todorovic nach all den Jahren noch an? Noch mehr Preise und Auszeichnungen für die Band (German Jazz Award, Preis der Deutschen Schallplattenkritik e.V., Blues Louis) oder sich selbst, den Träger der Bürgermedaille der Stadt Osnabrück? Oder ist es wie bei den meisten legendären Musikern einfach so, dass die Freude an der Musik und die glücklichen Gesichter im Publikum Antrieb genug sind? Tosho Todorovic hat dem Blues viel zu verdanken und daraus macht er kein Geheimnis: "The Blues been good to me!"
Der Blues war gut zu mir - das ist und bleibt das Motto dieses nimmermüden Botschafters des Blues: "Solange ich denken kann, wollte ich den Blues spielen. Also werde ich ihn spielen, solange ich kann. Wie sagte schon James Last: Andere gehen zur Kur, ich geh´ auf Tour!“
Foto: Manfred Pollert