„Wenn Du nicht weißt, was es ist, dann ist es Jazz.“
Ein junger Mann betritt eine Bar. Zwischen Drinks und Klaviermusik erzählt er seine Geschichte. Verrückt und unglaublich, aber schön.
Sein ganzes Leben ging er nicht von Bord: eine anrührende Geschichte um die Unendlichkeit der Musik, die Endlichkeit des Lebens und die Macht der Freundschaft. Seine Kollegen sind alle auf Landgang, als der Matrose Danny Boodmann eines Morgens im luxuriösen Ballsaal des Ozeandampfers »Virginian« einen Pappkarton entdeckt. Darin, ein ausgesetztes Baby, das ihn mit großen Augen anschaut. Noch ahnt keiner, welch seltsames Schicksal dieses Findelkind haben wird, dem der Seemann den Namen seines Geburtsjahres gibt: Novecento, 1900. Fortan bestreitet Novecento seinen Lebensunterhalt als Pianist der schiffseigenen Atlantic Jazz Band, ohne jemals von Bord zu gehen. Ganz selbstverständlich pendelt er mit dem Ozeanriesen zwischen den Kontinenten.
Die Erzählung von „Novecento“ klingt wie das Lied einer Reise ohne Ankunft und wie Freundschaftsmelodien mit melancholischem Unterton. Sie wirft Fragen nach der Bedeutung des Glücklich- Seins, der Abstammung, nach Erfolg, Freiheit, der Komplexität unserer Welt und nach unseren Sehnsüchten auf.
Erzählt wird die Geschichte um Novecento von Tim Tooney, dem ehemaligen Trompeter der „Atlantic Jazz Band“, Novecentos bestem Freund. In dieser Inszenierung agiert der Schauspieler nicht von einer Theater- oder Studiobühne aus. Er betritt als Tim Tooney eine Bar – mit Koffer, Mantel und Hut. Um ihn herum sitzen die anderen Gäste an Tischen, trinken und unterhalten sich. Ein Hauspianist sitzt am Klavier und trägt – wie offenbar jeden Abend – zum Ambiente des Lokals bei. Tim setzt sich an die Theke und trinkt Whiskey. Nur einer unter Vielen, versunken in Melancholie. Noch kennt niemand die Geschichte von Novecento.
In der kurzen Pause zwischen zwei Klavierstücken beginnt er zunächst auf den Barkeeper einzureden: „Es war immer das Gleiche. Irgendjemand hob den Kopf – und entdeckte es...“ Anfangs verwirrt über den redseligen Gast und in der Annahme, dass dieser bald wieder verstummen werde, lässt der Pianist für einen Augenblick gewähren. Bald wendet Tim sich jedoch auch an die anderen Gäste: „...In den Augen der Menschen steht geschrieben, was sie sehen werden, nicht was sie gesehen haben. So jedenfalls hat es mir Danny Boodman T.D. Lemon Novecento erklärt. Der beste Pianist, der je auf einem Ozean gespielt hat. Als ich ihn das letzte Mal sah, saß er auf einer Bombe. Im Ernst. Er saß auf einer riesigen Dynamitladung. Eine lange Geschichte. Er sagte: Solange Du noch eine gute Geschichte auf Lager hast und jemanden, dem Du sie erzählen kannst, bist Du noch nicht am Ende...“