Ein Leben für das Publikum
Gilbert Jakubczyk-Liberman ist einer der Letzten seiner Zunft. Der Straßenkünstler hat seine Rollen als Automatenmensch, als Feuerspucker oder als Dompteur seiner Fifine, der Star seines Flohzirkus, von der Pike auf gelernt. Auf der Straße. Mit den Menschen. Bei Wind und Wetter. In mehreren Sprachen agierend hat der charismatische komische Gaukler („Ich bin ein ehrlicher Scharlatan.“) in wenigen Augenblicken das Publikum in seinen Bann gezogen.
Gerhard Max Matheis, selbst jahrzehntelang als „Doctor Marrax“, als Quacksalber und Straßenzauberer auf Bühnen und Kleinkunstfestivals in der ganzen Welt unterwegs, kennt Gilbert schon seit langem. Nachdem Matheis seine eigene Karriere beendet und den Zylinder für immer an den Nagel gehängt hat, produzierte er als erstes gemeinsam mit Rainer Schwarz ein Porträt über seinen Freund und Kollegen. Sie besuchen Stationen aus Gilberts illustrem Leben, gemeinsam sitzen sie in Gilberts umgebauten, über 30 Jahre alten Wohn-LKW, und reden bei selbstgedrehten Zigaretten, Whiskey und Salami über einzelne Kapitel. Beeindruckend, berührend, intensiv.
Gilberts Leben als Gaukler begann mit dem Ausbruch aus einem belgischen Erziehungsheim, als er noch keine 14 Jahre alt war. Danach wurde die Straßenbühne sein Zuhause – mit all ihren Facetten. Der intime Dialog der beiden Haudegen streift Gilberts Jahre als Organisator der Gaukler-Szene auf dem Platz vor dem Centre Georges Pompidou in Paris, aber auch Begegnungen mit den Reichen und Schönen dieser Welt. Er stand auf der Bühne mit Amanda Lear oder Serge Gainsbourg, trat mit Robin Gibb von den Bee Gees in der deutschen TV-Show „Wetten, dass..?“ auf oder spielte an der Seite von Anthony Perkins oder Gerard Depardieu kleinere Rollen in Filmen.
Doch bei all dem Glamour vermeidet der ruhige und von Gerhard A. Schiewe behutsam und passend mit Akkordeon und Gitarre begleitete Film auch nicht die dunklen Seiten in Gilberts Leben – eine Intimität, die nur geschaffen werden kann, wenn sich zwei Menschen sehr gut kennen.
Tom Bloch
Dokumentarfilm 105 min, D 2021
Produzent: Gerhard Max Matheis
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